Hygienisierung von Fäzes

Aufgrund der im Kot enthaltenen Pathogene, muss die Anzahl dieser zu Weiterverwendung deutlich reduziert werden. Als Möglichkeiten der Hygeniserung gibt es folgende:

  • Austrocknung durch Lagerung
  • Kompostieren
  • Basische Behandlung
  • Laktofermentation / Terra Preta
  • Pasteurisierung
  • Thermische Konditionierung unter Ausnutzung höherer Drücke
  • Verbrennung1

Nachfolgend wir nur die Kompostierung betrachtet.

Unter Kompostierung wird eine Gruppe zusammenhängender biologischer Abbau- bzw. Umbauprozesse organischer Ausgangssubstanz verstanden, die unter Luftzufuhr (aerob) und unter Beteiligung von Bodenfauna und –flora (überwiegend Bakterien und einzelligen Pilze) stattfinden. Die Fäkalien bestehen aus mikrobiell abbaubaren organischen Verbindungen und eignen sich demnach gut für biologische Behandlung wie die Kompostierung (Bidlingmaier, 2008). Die wichtigsten Voraussetzungen für die Kompostierung bilden ausreichende Sauerstoffversorgung, optimaler Wassergehalt und ein ausreichend hohes C/N-Verhältnis. Das Optimum des Wassergehaltes liegt bei 65%. Bei den Wassergehalten < 25% ist der Stoffwechsel kaum möglich, da die Bakterien Wasser für die Nahrungsaufnahme benötigen. Die höchsten Abbauraten wurden bei m C/N- Verhältnis zwischen 20 und 30 festgestellt (Bidlingmaier, 2008). Bei der Fäkalienkompostierung werden Strukturmaterialanteile von 40 bis 50 Gew.-% empfohlen (Bidlingmaier, 2008). Laut Naudascher (2001) wäre eine ausgewogene Mischung aus groben und feineren Stoffen (eine bis zwei Handvoll nach jeder Toilettenbenutzung) für erfolgreiche Fäzeskompostierung optimal. Die Zugabe von groben Zuschlagstoffen (Rindenschrot, Hobelspäne) hat ihren primären Zweck im Aufbau stabiler poröser Struktur (günstig für Sauerstoffversorgung des Kompost-werkes). Feinkörnige Materialien (z.B. Strohmehl, Toilettenpapier) saugen die Flüssigkeit auf und erhöhen das C/N-Verhältnis von Fäzes (Beschleunigung des Stabilisierungsprozesses).2

Dabei ist dies ein Arbeitsschritt gesondert vom Sammeln, eine Kompostierung bereits im Sammelbehälter findet nicht in ausreichenddem Maße statt.3 Bei der Kompostierung wird in folgende Varianten Unterschieden:

  • Heißkompostierung
  • Kaltrotte
  • Wurmkompostierung
  • Terra Preta4

Für eine ausreichende Hygienisierung ist nur die Heißrotte geeignet.

Kaltrotte

Als typisches Verfahren für die Nachkompostierung der Fäzes im eigenen Garten gilt die langsame Rotte (auch Kaltrotte genannt). Für die Fäkalienkompostierung sind geschlossene Komposter zu wählen. Die offenen Varianten - Mieten oder Kompostsilos - sind hinsichtlich der Vernässung durch Niederschläge und vor allem hinsichtlich schädlicher Umwelteinwirkungen (Verschleppung des seuchen-relevanten Materials durch Tiere oder Verwehungen, Auswaschen in das Erdreich) nachteilig.5

Heißkompostierung

Durch Zugabe von 1/3 frischem Grasschnitt (oder anderem frischen, Kohlenstoffhaltigem Substrat) und bei einer ausreichenden Menge an Kompost (mindestens 1m³) können in der Kompostmiete aufgrund der schnellen biologischen Abbauprozesse 50-70°C entstehen. Die Kompostmiete sollte dabei auf einer Schicht Holzhäcksel aufgebracht, mehrmals umgesetzt werden (nach 6 Tagen, 20 Tagen und noch einmal nach 2-3 Monaten) und anschließend für ein weiteres Jahr nachkompostieren.6 Dabei sollten die Hinweise aus Kapital 1.3.3 Weiterverwendung Wertstoffe beachtet werden. Die Aufnahme der Temperaturverläufe muss überwacht werden.7

Wurmkompostierung

Die Wurmkompostierung ist eine aerobe Behandlung der organischen Substrate mit der Beteiligung von Erdwürmern. Hier bewegt sich die Temperatur entsprechend der Physiologie der Erdwürmer im mesophilen Bereich, ähnlich wie bei der Kalten Rotte.8

Für eine erfolgreiche Wurmkompostierung, müssen jedoch Temperatur in der Miete (10-35°C), Wassergehalt (50-85%), Salzgehalt und Schichtung der Miete beachtet werden und eine Mindestkompostierungsdauer von 6 Monaten nicht unterschritten werden.9

Anlegen einer Kompostmiete

Beim Anlegen eines Komposts für menschliche Fäkalien ist an dieser Stelle auf die rechtlichen Rahmenbedingungen verwiesen. Um zu verhindern, dass größere Mengen Pathogene, also Fäkalien vor der Hygienisierung, in die Umwelt gelangen, sollte der Kompost mit besonderer Aufmerksamkeit angelegt werden.

Der Zugang zur Kompostmiete sollte beschränkt sein. Damit keine Keime während der Hygienisierung in den Boden gelangen, sollte sich eine wasserdichte Trennung zwischen Kompostmiete und Boden befinden. Zu beachten dabei ist, dass so bspw. keine Würmer vom Boden in den Kompost gelangen und dass eine versiegelte Fläche entsteht, in der sich Wasser sammelt. Insofern der Kompost nicht überdacht ist, besteht die Gefahr, dass bei Regen Pathogene aus dem Kompost in den Boden ausgewaschen werden. Bei versiegelten Flächen müsste eine Abwasserberechnung vorgenommen werden und ein Überlauf in das Abwasser erfolgen. Das Errichten einer „Wanne“ ohne Ablauf ist nicht möglich. Um den Aufwand zu umgehen, scheint es sinnvoller die Kompostmiete zu überdachen. Dabei ist die Regulation der Feuchtigkeit des Komposts zu beachten.

Die Fäkalien werden im Komposter zwischengelagert, bis die Mindestmenge von 0,5 m³ erreicht wird. Die Thermophase soll bei Außentemperaturen > 15°C durchgeführt werden. Für die bequeme Umschichtung des Materials während der Kompostierung sind zwei Komposter von Vorteil. Zum Beginn der Thermophase werden die Fäzes mit einem frischen, C-reichen Substrat (z.B. frischer Gras-schnitt) und eventuell 5 kg gelöster Industriezucker (10 kg/1m³ Fäzes) vermengt. Die Menge von Zuschlagstoffen soll ca. 1⁄3 der gesamten Kompostiermasse betragen. Die Schichtung ist der [nachfolgenden Abbildung ] zu entnehmen. Nach 6 Tagen wird die Kompostmasse zum ersten Mal umgesetzt, indem die obere Schicht der Zuschlagstoffe auf neue Häckselschicht und darauf der Rest, gut vermischt, aufgetragen wird. Nach weiteren 20 Tagen erfolgt die 2. Umsetzung unter der Zugabe von 5% Erde. Nach weite-ren 2 bis 3 Monaten wird die Kompostmasse zum letzten Mal umgesetzt. Die heiß kompostierte Masse soll danach für 1 Jahr nachkompostiert werden.10

Darstellung umsetzen Kompost11

Bild: Aufbau eines Komposts

1. vgl. Krause, Jacobsen 2011, S. 11
2. DBU 2012, S. 26
3. vgl. DBU 2012, S. 26
4. vgl. DBU 2012, S. 26-30
5. DBU 2012, S. 26
6. vgl. DBU 2012 S. 27
7. einfache Temperatursensoren sind u. a. mit einem Raspberry Pi möglich (http://www.instructables.com/id/Raspberry-Pi-Temperature-Logger/ oder https://www.raspberrypi-spy.co.uk/2015/06/basic-temperature-logging-to-the-internet-with-raspberry-pi/\
8. DBU 2012 S. 27
9. vgl. DBU 2012 S. 27-28
10. DBU 2012, S. 27
11. vgl. DBU nach Ecovia 2012

results matching ""

    No results matching ""